Amoklauf ODER Wieviel Schuld trifft die Schokoladenindustrie?
Tim K. spielte Killerspiele. Darüber informierte mich heute morgen der Infoscreen in der Ubahn-Station. Und darüber, dass die Arktis-Gletscher schmelzen. Welche von diesen beiden Informationen bei den ferngesteuerten Morgenzombies hängen bleibt, sei dahingestellt. Wahrscheinlich aß Tim K. auch gerne Schokolade. Die bittere. Ohne Nüsse. Vielleicht stand er auf Bondage-Pornos, die schon morgen neben den Snuff-Filmen seiner "Gewalt- und Horrorsammlung" auf der Titelseite der BILD, direkt über den Titten der Woche, zu begutachten sein werden.
Gut fand ich auch den Typen bei SternTV gestern Abend, der erst ein Kumpel, dann plötzlich nur noch ein "Bekannter" des Täters war und - Achtung - auch schonmal vor seinem Haus stand! Wahnsinn. Ein richtig guter Kollege also. Aber er wusste zumindest, dass Tim K. ein Counterstrike-Fan und WoW-Zocker war. Essentielle Informationen, die ein gefundenes Fressen sind für den seelenhungrigen Styx der medialen "Warum?"-Industrie.
Wer weiß - was, wenn der Auslöser ein verpasster Bus war?
Oder ein Rempler im Supermarkt? Oder der Umstand, dass die Schokobrötchen bei seinem Lieblingsbäcker alle waren? Wie soll man da jetzt verfahren... Counterstrike oder Tischtennis verbieten? Tim K. spielte nämlich auch leidenschaftlich gerne Tischtennis. Tatsache. Sollte man Tischtennis vielleicht erst ab 18 freigeben? Oder ganz abschaffen? Alle Tischtennisschläger beschlagnahmen? Oder mit Aufklebern der Juristenkommission versehen: "Tischtennis - strafrechtlich unbedenklich." Was meint ihr, wie das den Absatz von Tischtennisschlägern plötzlich steigern würde... da könnten Totschläger einpacken.
Unterm Strich bleibt aber das Übliche - ein Versager, der keine abgekriegt hat, von den Medien mit den ewig unbeantworteten "Warum?"-Fragen hochgehypt und von dummschwätzenden Psychologen und Pseudo-Profilern analysiert wird, um posthum den Ruhm zu erlangen, auf den er es von vornherein durch seine Tat abgesehen hatte. Mission erfüllt quasi.
Dass gleichzeitig ein neues Vorbild für die ganzen potenziellen Harrise und Klebolds dieser Welt entsteht, ist den mitleidheuchelnden, scheinengagierten Medienvertretern völlig egal. Und dabei war er doch so ein netter Kerl.
Das soll mal einer twittern...
Themawechsel. Jetzt, wo es sich nur noch um Stunden handeln kann, bis die Verbotsforderungen auf zwei Rädern anrollen und sich ungefragt und lautstark zu Wort melden, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir uns in Zukunft schützen können.
Vor all den Verbrechern, Geisteskranken und Psychopathen, nekrophilen Kinderschändern und transsexuellen Vergewaltigern, die an jeder Ecke lauern. Wir leben schließlich in Gefahr. Deutschland mutiert langsam, aber sicher zu den United States of Germany. Was also tun? Nach Österreich oder in die Schweiz flüchten? Gefährlich. Da gibt es viel Schokolade und die Leute sprechen komisch. Einen türkischen Bundeskanzler wählen? Fraglich, ob das was bringt. Bewaffnen? Freie Schußwaffen für alle? Schwierig zu begründen, in Zeiten von Amokläufen.
Man merkt schon - eine Universallösung gibt es nicht. Sicherheitsschleusen, Metalldetektoren, RFID Chips, GPS Tracking und ein staatlich finanzierter, öffentlicher Denunzierungsdienst im Internet wären eine Möglichkeit. RottenNeighbor geht hier bereits mit gutem Beispiel voran. Die Stadt Heinsberg ebenfalls.
Außerdem muss mehr Druck her. Mehr Druck auf die Jugend, damit sie keine Zeit mehr hat, auf der Couch zu gammeln, sich sozial zu isolieren, während sie kiffend und trinkend Killerspiele spielt und Gewaltvideos konsumiert. Dazu ein Internetverbot, denn das Internet ist schließlich der Quell allen Übels:
Violence, pornography & hatred - come in and get lost.
Des Weiteren: Alkohol und Nachtleben erst ab 21, Schankschluss um 22.00 Uhr, Wiedereinführung der Todesstrafe und eine weitere Straffung der Schulzeit auf zehn Jahre mit täglichem Unterricht von 08:00 - 18:00 Uhr. Inklusive Samstag.
Nur so können wir wieder auf eine elitäre Leistungsgesellschaft zusteuern und unterbinden ein Volk von xenophoben, latent aggressiven Sozialkrüppeln. Neue Innovationen müssen her.
Hinführen an dieses Konzept könnte man die Jugendlichen langsam übers Web 2.0, also MySpace, StasiVZ und Konsorten - schließlich macht der Ton die Musik. Oder wir holen uns den Governator. Der regelt das schon. Und mit Waffen kennt er sich auch ganz gut aus...
Übrigens, apropos Web 2.0 & Musik - für manch einen sicherlich ein Grund virtuell Amok zu laufen:
heute brachen die letzten 24 Stunden eines der innovativsten Web-Projekte der letzten Jahre an. Fabchannel.com beugt sich der Musikindustrie und macht die Schotten dicht. Und ihr kommt jetzt leider zu spät. Am Freitag, den 13., um Punkt 18.00 Uhr ist Schluss. Schluss mit kostenlos und ohne Anmeldung in HD gestreamten Indie/Pop/Punk/Elektro-Konzerten, die von Fabchannel regelmäßig in verschiedenen Amsterdamer locations aufgenommen, geschnitten und anschließend online gestellt wurden: von Millencolin über Kate Nash, Amy Macdonald und Polarkreis 18 war da alles mit im Repertoire. Über 1000 Konzerte. Und ich darf wiederholen - völlig kostenlos.
Das fand die gebeutelte Musikindustrie nicht so toll. Fabchannel bot den Labels zwar den Löwenanteil der Werbeeinahmen - ganz abgesehen von der kostenlosen Werbung, die die Künstler durch die Video-Promotion erhalten - aber außer Universal, sah keines der Major Labels einen Grund, "seine" Musik weitestgehend kostenfrei anbieten zu lassen. Da müssen ja echte Marketingexperten hinter den Schreibtischen sitzen. Es zählen eben nur direkte Einnahmen - dass Werbung für die lizenzierten Künstler gemacht wird und somit potentielle CD-Käufer geworben werden, ein immenser indirekter Gewinn für jedes Label, tut nichts zur Sache. Sehr fortschrittlich, Bravo!
Aber Innovation war ja noch nie so wirklich das Steckenpferd der Plattenfirmen. Eigentlich gehören die ganzen Musikkapitalisten boykottiert indem alle nur noch raubkopieren. Dann können sie sich beim Gulagputzen ein neues Verkaufsmodell überlegen.
Was Fabchannel neun Jahre lang durch verschiedene Finanzierungskonzepte zu erhalten versuchte, ist letztenendes
an der Borniertheit irgendwelcher überbezahlten Sesselfurzer gescheitert und die 1000 Konzertaufnahmen vergammeln jetzt in irgendeinem Archiv.
Auf DVD veröffentlicht werden dürfen sie nämlich auch nicht.
Fabchannel haben es wenigstens versucht und ihr Bestes gegeben. Die Plattenfirmen nicht.
Ihr merkt schon - Dienstag Amoklauf (USA), Mittwoch Amoklauf (USG), Donnerstag drei Jahre statt zehn Millionen für Muntadhar al-Zaidi und Freitag Fabchannel dicht. Keine gute Woche.
Gut fand ich auch den Typen bei SternTV gestern Abend, der erst ein Kumpel, dann plötzlich nur noch ein "Bekannter" des Täters war und - Achtung - auch schonmal vor seinem Haus stand! Wahnsinn. Ein richtig guter Kollege also. Aber er wusste zumindest, dass Tim K. ein Counterstrike-Fan und WoW-Zocker war. Essentielle Informationen, die ein gefundenes Fressen sind für den seelenhungrigen Styx der medialen "Warum?"-Industrie.
Wer weiß - was, wenn der Auslöser ein verpasster Bus war?
Oder ein Rempler im Supermarkt? Oder der Umstand, dass die Schokobrötchen bei seinem Lieblingsbäcker alle waren? Wie soll man da jetzt verfahren... Counterstrike oder Tischtennis verbieten? Tim K. spielte nämlich auch leidenschaftlich gerne Tischtennis. Tatsache. Sollte man Tischtennis vielleicht erst ab 18 freigeben? Oder ganz abschaffen? Alle Tischtennisschläger beschlagnahmen? Oder mit Aufklebern der Juristenkommission versehen: "Tischtennis - strafrechtlich unbedenklich." Was meint ihr, wie das den Absatz von Tischtennisschlägern plötzlich steigern würde... da könnten Totschläger einpacken.
Unterm Strich bleibt aber das Übliche - ein Versager, der keine abgekriegt hat, von den Medien mit den ewig unbeantworteten "Warum?"-Fragen hochgehypt und von dummschwätzenden Psychologen und Pseudo-Profilern analysiert wird, um posthum den Ruhm zu erlangen, auf den er es von vornherein durch seine Tat abgesehen hatte. Mission erfüllt quasi.
Dass gleichzeitig ein neues Vorbild für die ganzen potenziellen Harrise und Klebolds dieser Welt entsteht, ist den mitleidheuchelnden, scheinengagierten Medienvertretern völlig egal. Und dabei war er doch so ein netter Kerl.
Das soll mal einer twittern...
Themawechsel. Jetzt, wo es sich nur noch um Stunden handeln kann, bis die Verbotsforderungen auf zwei Rädern anrollen und sich ungefragt und lautstark zu Wort melden, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir uns in Zukunft schützen können.
Vor all den Verbrechern, Geisteskranken und Psychopathen, nekrophilen Kinderschändern und transsexuellen Vergewaltigern, die an jeder Ecke lauern. Wir leben schließlich in Gefahr. Deutschland mutiert langsam, aber sicher zu den United States of Germany. Was also tun? Nach Österreich oder in die Schweiz flüchten? Gefährlich. Da gibt es viel Schokolade und die Leute sprechen komisch. Einen türkischen Bundeskanzler wählen? Fraglich, ob das was bringt. Bewaffnen? Freie Schußwaffen für alle? Schwierig zu begründen, in Zeiten von Amokläufen.
Man merkt schon - eine Universallösung gibt es nicht. Sicherheitsschleusen, Metalldetektoren, RFID Chips, GPS Tracking und ein staatlich finanzierter, öffentlicher Denunzierungsdienst im Internet wären eine Möglichkeit. RottenNeighbor geht hier bereits mit gutem Beispiel voran. Die Stadt Heinsberg ebenfalls.
Außerdem muss mehr Druck her. Mehr Druck auf die Jugend, damit sie keine Zeit mehr hat, auf der Couch zu gammeln, sich sozial zu isolieren, während sie kiffend und trinkend Killerspiele spielt und Gewaltvideos konsumiert. Dazu ein Internetverbot, denn das Internet ist schließlich der Quell allen Übels:
Violence, pornography & hatred - come in and get lost.
Des Weiteren: Alkohol und Nachtleben erst ab 21, Schankschluss um 22.00 Uhr, Wiedereinführung der Todesstrafe und eine weitere Straffung der Schulzeit auf zehn Jahre mit täglichem Unterricht von 08:00 - 18:00 Uhr. Inklusive Samstag.
Nur so können wir wieder auf eine elitäre Leistungsgesellschaft zusteuern und unterbinden ein Volk von xenophoben, latent aggressiven Sozialkrüppeln. Neue Innovationen müssen her.
Hinführen an dieses Konzept könnte man die Jugendlichen langsam übers Web 2.0, also MySpace, StasiVZ und Konsorten - schließlich macht der Ton die Musik. Oder wir holen uns den Governator. Der regelt das schon. Und mit Waffen kennt er sich auch ganz gut aus...
Übrigens, apropos Web 2.0 & Musik - für manch einen sicherlich ein Grund virtuell Amok zu laufen:
heute brachen die letzten 24 Stunden eines der innovativsten Web-Projekte der letzten Jahre an. Fabchannel.com beugt sich der Musikindustrie und macht die Schotten dicht. Und ihr kommt jetzt leider zu spät. Am Freitag, den 13., um Punkt 18.00 Uhr ist Schluss. Schluss mit kostenlos und ohne Anmeldung in HD gestreamten Indie/Pop/Punk/Elektro-Konzerten, die von Fabchannel regelmäßig in verschiedenen Amsterdamer locations aufgenommen, geschnitten und anschließend online gestellt wurden: von Millencolin über Kate Nash, Amy Macdonald und Polarkreis 18 war da alles mit im Repertoire. Über 1000 Konzerte. Und ich darf wiederholen - völlig kostenlos.
Das fand die gebeutelte Musikindustrie nicht so toll. Fabchannel bot den Labels zwar den Löwenanteil der Werbeeinahmen - ganz abgesehen von der kostenlosen Werbung, die die Künstler durch die Video-Promotion erhalten - aber außer Universal, sah keines der Major Labels einen Grund, "seine" Musik weitestgehend kostenfrei anbieten zu lassen. Da müssen ja echte Marketingexperten hinter den Schreibtischen sitzen. Es zählen eben nur direkte Einnahmen - dass Werbung für die lizenzierten Künstler gemacht wird und somit potentielle CD-Käufer geworben werden, ein immenser indirekter Gewinn für jedes Label, tut nichts zur Sache. Sehr fortschrittlich, Bravo!
Aber Innovation war ja noch nie so wirklich das Steckenpferd der Plattenfirmen. Eigentlich gehören die ganzen Musikkapitalisten boykottiert indem alle nur noch raubkopieren. Dann können sie sich beim Gulagputzen ein neues Verkaufsmodell überlegen.
Was Fabchannel neun Jahre lang durch verschiedene Finanzierungskonzepte zu erhalten versuchte, ist letztenendes
an der Borniertheit irgendwelcher überbezahlten Sesselfurzer gescheitert und die 1000 Konzertaufnahmen vergammeln jetzt in irgendeinem Archiv.
Auf DVD veröffentlicht werden dürfen sie nämlich auch nicht.
Fabchannel haben es wenigstens versucht und ihr Bestes gegeben. Die Plattenfirmen nicht.
Ihr merkt schon - Dienstag Amoklauf (USA), Mittwoch Amoklauf (USG), Donnerstag drei Jahre statt zehn Millionen für Muntadhar al-Zaidi und Freitag Fabchannel dicht. Keine gute Woche.
piblogging - 12. Mär, 21:02
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