Dienstag, 4. November 2008

Welcome to the underground

Habt ihr manchmal auch das Gefühl nur von Asozialen umgeben zu sein? Mich beschleicht dieser Verdacht mindestens einmal am Tag. Man muss dazu sagen, dass ich U-Bahn fahre. Recht viel sogar. Je nach Tages- oder Nachtzeit ist man in der U-Bahn mal mehr, mal weniger vom gesellschaftlichen Abschaum umgeben - da geben sich Cracknutte und Menschenschieber die Klinke in die Hand. Man mag meinen, dass manches was in diesem unterirdischen Moloch so kreucht und fleucht, noch nie das Tageslicht gesehen hat (Gott sei sei Dank in vielen Fällen!), dass einige Geschöpfe nur aus ihren Löchern kriechen, um den Tag in einem noch größeren Loch zu verbringen. 18-jährige Mütter mit
6 Kindern im Gepäck, Zigarette im Mund und Handy in der Hand, Pfandsammler, die gerne auch mal ihr Frühstück und die dazu passende Lektüre (Bild-Zeitung vom Vortag) aus der Tonne ziehen, besoffene Hip-Hop-Kiddies - vorzugsweise in Gruppen - mit Ich-fick-Deine-Mudder-und-spritz-ihr-in-die-Augen-Musik im Ohr und Biaaatch im Arm, Typen powered by Methadon mit Augenringen bis zum Kinn und überhaupt - BaumschulabbrecherInnen in allen Formen und Farben.
Du bist Deutschland. Alter. Da wär ich ehrlich gesagt lieber Tadschikistan.

Selbst das bei Deutschen so beliebte ganze-Sitzgruppen-Besetzen hilft meist nur wenig. Was kümmert den Ubahn-Assi in Zeiten der Wiedervereinigung schon eine besetzte Zone?
Bei einer längeren Bahnfahrt machte ich einmal den Fehler eine leere Viererbank als Erster zu belegen, mit dem Resultat, dass mir die nächsten zweieinhalb Stunden Bushidos kleiner Bruder Gesellschaft leistete. Dieser hatte - nicht zuletzt dank der geschätzten 10 Biere, die er sich in dieser Zeit einverleibte - ein deutlich erhöhtes Mitteilungsbedürfnis und so erfuhr ich so manches über seinen Block (übel), seine Crew (korrekt) und den Beef mit einer anderen Crew (krasse Scheiße). Gegen diese Geschichte war "American Gangster" eine echte Schlaftablette. Der King höchstpersönlich sollte aus seinem Cheeseburger-Grab steigen und "In The Ghetto" nochmal umschreiben. Nur für ihn. Wobei ich nicht glaube, dass dieser Möchtergern-Fuffzich-Zent jemals was von Elvis gehört hat.
Er betonte im Übrigen auch immer und immer wieder, mit einem namenhaften, deutschen Rapper verwandt zu sein, dass er sein Demo schon zu MTV geschickt hätte (echter Underground eben!) und verabschiedete sich todernst mit den Worten "Wir sehn uns dann auf MTV wieder!". Den Rest der Fahrt musste ich sehr viel über die legalen Aspekte postnataler Abtreibung nachdenken.
Mit Größenwahn geht's los, in Wahnvorstellungen endet's dann.
In Zeiten von Titelzeilen wie "Ein 27-Jähriger hat [...] seine schlafenden Eltern erschlagen. Er glaubte, sie seien Außerirdische." (ZEIT online) sollte die Prävention vor solchen Kandidaten einen ganz neuen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnehmen.

Aber zurück zum echten Underground. Wieso gibt's an U-Bahn-Schächten eigentlich keine Gesichtskontrollen? In die Disco darf nicht jeder, in die U-Bahn aber schon oder was? Gesetzesfreie Zone Stadtwerke. Inzwischen bin ich übrigens zum notorischen Sitzplatzverweigerer geworden. Erstens wegen der Erfahrungen, was sich schon so alles neben mich platziert hat und zweitens aufgrund diverser Flüssigkeiten, in die ich mich schon gesetzt habe. Ob nun der Vorsitzer inkontinent oder die Vorsitzerin auf dem Weg zur Entbindungsstation war, sei dahingestellt. Aber es gibt so Sachen, die sollte man einfach nicht wissen. Sehr schön finde ich übrigens auch die "Fettkreise" (wie Kornkreise, nur aus Talg), die man immer häufiger in Bus und Bahn findet. Das sind die verschmierten Talgpfützen, die Naturpomade, die der Vormann beim fettigen-Kopf-an-die-Scheibe-lehnen an selbiger hinterlassen hat. Vereinzelt finden sich auch Exemplare, bei denen sich der Erschaffer danach noch mit seinen Initialen im eigenen Geschmiere verewigt hat. Das ist dann meist der Schlag Männer, der stolz darauf ist, etwas "geschaffen" zu haben.
Der auf der Toilette ehrfürchtig und zufrieden den gesetzten Haufen nochmal begutachtet und tief durchatmet, bevor er sich (auf den öffentlichen) abschließend mit brauner Schrift an der Kabinenwand verewigt. Wie ein Künstler, der sein Werk signiert. Andererseits - wenn Beuys das mit Fett durfte, warum darf man das dann nicht auch mit Kot? Die Höhlenmalerei liegt Männern eben doch noch im Blut.

Gesetzesfreie Zone Toiletten. Ich möchte nicht näher ausführen, was mir auf manch einer frei zugänglichen Toilette, sei es an der Uni, auf der Arbeit oder an der Autobahnraststätte schon zu Ohren gekommen ist. Jeder Audiophile würde sich da sofort erschießen. Da ich inzwischen nur noch von uns Männern spreche, möchte ich an dieser Stelle kurz einschieben:
ich wage einfach zu bezweifeln, dass sich auf Frauentoiletten ähnliche Szenarien abspielen (zumindest hoffe ich das aus tiefstem Herzen!).
Männer betreten eine Toilette und vergessen ihre gesamte gute Kinderstube binnen weniger als einer Sekunde. Manchmal ist mir das, was meine Artgenossen in den Kabinen nebenan alles von sich geben, so unangenehm, dass ich meine erst nach allen anderen verlasse. Einem Menschen, der eben noch solch unmenschliche Geräusche fabriziert hat, könnte ich nämlich nie wieder in die Augen schauen ohne innerlich kotzen zu müssen.
Ab und an danke ich dem Herrgott dafür, dass es keine gemischtgeschlechtlichen Toiletten gibt. Da würden jeden Tag Weltbilder zerplatzen. Ich möchte ergänzend hinzufügen, dass ich bisher noch nicht das Vergnügen einer U-Bahn-Toilette hatte, vielleicht sind das ja die Brutstätten der Asozialen. Einige von denen wurden da mit Sicherheit gezeugt (und haben die U-Bahn-Schächte seitdem nie verlassen). Creep lässt grüßen!

Aber irgendwo muss Mann doch entspannen, werden einige jetzt sagen und wo, wenn nicht aufm Topf? Mann muss in diesen Zeiten ja schließlich viel leisten. Baum pflanzen, Buch schreiben und männlichen Nachkommen zeugen sind da nur der Anfang. Auch wenn sich viele Männer heutzutage eher auf die Couch pflanzen, gerade noch dazu in der Lage sind, ihren eigenen Hartz-IV-Antrag zu unterschreiben und sich nicht ganz sicher sind, wieviele Nachkommen sie bereits haben. Die sind übrigens gerade mit der schlotenden Mutter in der U-Bahn und nässen ein paar Sitze ein, bevor sie dann irgendwann in irgendeiner Tiefkühltruhe landen und Jahre später, auf der Suche nach einer Dr. Oetker, von einem der übrig gebliebenen Geschwisterchen entdeckt werden.

Da sprechen die Nazis immer davon kriminelle Ausländer abzuschieben - wieso eigentlich nicht die ganzen Asozialen
gleich mit? Problem hierbei ist wahrscheinlich, dass das im Wahlprogramm solch einer Partei nicht sonderlich gut käme, ihren Hauptwählerstamm gleich mitabschieben zu wollen. Jeder Asoziale braucht ja seinerseits auch wieder jemanden, den er als niederes Wesen betrachten kann, damit er sich nicht mehr ganz so schlecht fühlt. Wenn man nun aber selbst schon am Ende der Nahrungskette steht, bleiben einem nicht viele Optionen. Hier kommen dann die Alten, die Schwächeren, Behinderte und andere Randgruppen mit ins Spiel. Auf Bonzen schimpfen ist außerdem out, die eigenen Parteifunktionäre nagen ja schließlich auch nicht am Hungertuch. Aber solange der giftige Abschaum unser Grundwasser noch nicht allzusehr verseucht hat, ist ja noch alles in Ordnung. Trotzdem sollte man, um dem vorzubeugen, hin und wieder mal richtig durchspülen. Wundert mich, dass noch kein findiger TV-Produzent auf die Idee gekommen ist, eine JVA für straffällige Ausländer und Nazis aufzumachen, die teilen sich dann Zellen (um Clusterbildung zu vermeiden) und jede Woche wird eine Diskussionsrunde - wechselnd moderiert von Holger Apfel und Michel Friedman - live ins Internet gestreamt und ein Kandidat per SMS gevotet, der entweder nach Postlow oder nach Istanbul abgeschoben wird. Frei nach Schlingensiefs Container-Aktion. Das wäre mal ein bisschen Abwechslung zu den ganzen Salesch-Hold-Schauspielschulabgängern.

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